Die Wanderausstellung „Der Abgrund, der mal Heimat war“ machte heute von 11:30 Uhr bis 15:00 Uhr Halt in Kassel am Platz der 11 Frauen und zeigte eindrucksvolle Fotografien aus dem Rheinischen Braunkohletageabbau. Viele PassantInnen haben die großformatigen Fotografien auf sich wirken lassen und konnten Wimpel zum Thema bemalen und beschriften. Dabei haben wir uns über viele gute Gespräche gefreut! Warum das Thema auch uns in Kassel etwas angeht, können Sie in den nachfolgenden Absätzen lesen.
Obwohl der Kohleausstieg durch das am 14. August 2020 in Kraft getretene „Gesetz zur Reduzierung und zur Beendigung der Kohleverstromung und zur Änderung weiterer Gesetze“ (kurz: Kohleausstiegsgesetz) beschlossen ist, werden im Rheinland noch immer Dörfer zerstört, damit der Energiekonzern RWE die darunter liegende Braunkohle abbauen kann. Das betrifft insbesondere die von RWE geplante Erweiterung des Tagebaus Garzweiler II. In Keyenberg, einem der fünf Dörfer, die für die Erweiterung zum Opfer fallen sollen, wurde die Wanderausstellung am 22. September eröffnet und tourt seitdem durch Deutschland. „Was im Rheinland geschieht, betrifft uns alle: Um die Klimakrise zu bremsen, muss die Kohle im Boden bleiben”, sagt Bastian Neuwirth, Klimaexperte von Greenpeace. “Unsere Ausstellung zeigt das Schicksal der Betroffenen und macht gleichzeitig Mut, den wachsenden Protest gegen die Zerstörung durch die Kohle zu unterstützen.”
Gemeinsam mit Greenpeace hat die Fotografin Jordis Antonia Schlösser eine Ausstellung konzipiert, die Bilder aus den Jahren 2002 und 2019 paarweise gegenüberstellt. Sie lenkt den Blick auf die Menschen, die ihr altes Leben verlieren, auf den wuchernden Tagebau Garzweiler und den wachsenden Widerstand gegen die Abbagerungspläne RWEs. Schlösser kennt das Rheinische Revier seit ihrer Kindheit. Als Fotografie-Studentin und Reporterin kehrte sie immer wieder zu den Gruben und abgebaggerten Dörfern zurück. “So viele Häuser und Dörfer, die ich hier fotografierte, existieren nicht mehr. Alles verschwunden im Nichts. Zu begreifen, was nach dem Bagger kommt, ist fast unmöglich”, sagt Schlösser.
Erweiterung des Tagebaus Garzweiler II
Der Enerigekonzern RWE plant, den Braunkohleabbau im Rheinland noch bis zum Jahr 2038 fortzuführen. Dabei sollen weitere 1.500 Menschen aus den Dörfern Keyenberg, Kuckum, Oberwestrich, Unterwestrich und Berverath umgesiedelt werden. Dass die von RWE forcierte Erweiterung des Tagebaus Garzweiler II aus energiewirtschaftlichen und klimapolitischen Gründen nicht haltbar ist, zeigt das von Greenpeace in Auftrag gegebene und im Mai 2020 veröffentlichte Gutachten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) (Link dazu s.u.). Auch bei Erhalt der Dörfer liefern die Tagebaue deutlich mehr Braunkohle als für die auslaufende Kohleverstromung benötigt wird. Die von RWE geplanten Braunkohlemengen von rund 900 Millionen Tonnen überschreiten die für die Pariser Klimaziele vertretbare Menge um fast das Dreifache. Dabei verfügt die nordrhein-westfälische Landesregierung über planungsrechtlichen Spielraum und hat damit in der Hand, den Tagebau Gartzweiler II zu verkleinern und die durch die Erweiterung bedrohten Dörfer zu erhalten.
“RWE darf sich bei Ministerpräsident Laschet nicht länger wie zu Hause fühlen”, sagt Bastian Neuwirth, Klimaexperte von Greenpeace. “RWE hat mit seinen Tagebauen und Kraftwerken das Rheinland zum größten CO2-Verursacher in ganz Europa gemacht. Laschet hält die Karten in der Hand, diese Klimaverheizung zu stoppen und die Heimat seiner Bürgerinnen und Bürger zu schützen.“