Greenpeace Stellungnahme zum EXTRA Tip Artikel „Umweltzone ohne Effekt“ vom 12.10.2016
Am Mittwoch (12.10.16) druckte der Kasseler ExtraTip ein Interview mit Prof. Holzapfel vom Zentrum für Mobilitätskultur. Betreff: Die geplante Umweltzone. Aufgrund der anhaltend schlechten Luftqualität erwägt die Stadt Kassel, frühestens ab Ende 2017 eine solche Zone einzuführen. Sie könnte die Stadtteile Mitte, Süd, Welheiden, Vorderer Westen, Nord (Holland) und Rothendietmold umschließen. Diese Stadteile dürften dann nur noch von Autos mit mindestens einer grünen Plakette (Schadstoffklasse 4) befahren werden. Allerdings sind laut HNA-Bericht vom 24.09.16 Ausnahmeregelungen, beispielsweise für den Lieferverkehr, möglich. Nun titelte der ExtraTip mit „Umweltzone ohne Effekt“. Da muss man sich doch wundern. Nicht nur, dass laut Umweltbundesamt am Beispiel Berlin durch die Umweltzone der Ausstoß von Dieselruß pro Jahr um fast 60% und der von Stickoxiden immerhin um 20% gesenkt werden konnte. Mit der Überschrift, welche die Umweltzone ohne jeglichen Effekt darstellt, wird der Leser schlichtweg getäuscht.
Herr Holzapfel bringt in seinem Interview auch keinen einzigen Beleg für seine Unwirksamkeits-These, stattdessen werden Landes- und Kommunalverantwortung gegeneinander ausgespielt. Der Schwarze Peter, so Herr Holzapfel, solle besser beim Bund und beim Land Hessen liegen, etwas gegen die hohen Stickoxidwerte in Kassel zu unternehmen. Diese Verantwortung sei bei der Stadt nicht richtig platziert. Wir fragen uns: Warum? Die Stickoxidkonzentrationen liegen seit Jahren über dem Grenzwert von 40 µg/m3 und sind damit als gesundheitsgefährdend einzustufen. Deshalb sind jetzt alle gefragt: Die Stadt mit einer – sinnvoll geplanten – Umweltzone, das Land mit finanzieller Unterstützung und die Bundesregierung, indem sie die Automobilindustrie in die Pflicht nimmt. Noch immer sind die Schadstoffausstöße vieler Automodelle zu hoch – höher, als sie gesetzlich sein dürften, und höher, als die Herstellerangaben verlauten lassen. Mit dem VW-Skandal ist dies in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Krankmachende Stickoxide gehen uns alle an. Und die Gesundheit der Menschen sollte in jedem Falle Vorrang haben vor dem Profit weniger – seien es Automobilhersteller oder der Lieferverkehr für innerstädtische Großmärkte. Umweltzonen als effektlos darzustellen halten wir für falsch.
Text: Mirjam Ibold