Statement: Umweltbelastung durch den Flughafen Kassel-Calden

Flughafen Kassel-Calden: Klimaschädlich, teuer – und kaum Nutzen für die Allgemeinheit
Wie der Kassel Airport Umwelt, Haushalt und Zivilgesellschaft belastet und was sich ändern muss.
Greenpeace Kassel ist zusammen mit weiteren Organisationen Teil des Bündnisses „Kassel Airport stoppen!“. Hier ein Statement zur Umweltbelastung des Regionalflughafens Kassel-Calden.
Der Flugverkehr ist jedes Jahr für etwa 6 % der globalen Erwärmung verantwortlich – Tendenz steigend. CO2,äq-Emissionen aus dem Flugverkehr gehören zu den am schnellsten wachsende Quellen von Treibhausgasen und bislang ist keine Trendwende in Sicht. Jona Königes bringt es in einem Leserbrief vom 26.06.2025 auf den Punkt:
„Fliegen ist die umweltschädlichste Fortbewegungsart, um von A nach B zu kommen.“
Dabei ist das Fliegen ein Privileg, das nur eine kleine Minderheit der Weltbevölkerung in Anspruch nimmt. 2018 flogen lediglich zwei bis vier Prozent der Menschen international, während etwa 80 % noch nie geflogen sind. Besonders drastisch: 1% der Weltbevölkerung ist verantwortlich für rund 50 % der CO2,äq-Emissionen im Flugverkehr. 90 % dieser Emissionen entfallen auf Länder mit hohem oder mittlerem Einkommen. (Quelle: Stay Grounded).
Diese Zahlen verdeutlichen: Die klimapolitischen Folgen des Fliegens betreffen viele – verursacht werden sie von wenigen.
Am Kassel Airport zeigt sich diese Schieflage besonders deutlich: Hier starten und landen überwiegend Privatjets – die klimaschädlichste Art des Reisens. Privatflüge verursachen durchschnittlich 1,3 kg CO2,äq pro Person und Kilometer. Das ist etwa das Zehnfache eines Linienflugs und bis zu 50 Mal mehr als eine durchschnittliche Zugreise in Europa.
Der Flughafen Kassel-Calden verursacht jährlich rund 60.000 Tonnen CO2,äq-Emissionen – bei einem finanziellen Defizit von mindestens 5 Millionen Euro, das durch Steuergelder ausgeglichen wird. Diese Mittel fehlen an anderer Stelle: für Klimaschutzmaßnahmen, soziale Infrastruktur oder die Anpassung an die Folgen der Erderwärmung. Auch die ökologischen Schäden sind erheblich. Denn für den Bau des Flughafens wurden rund 220 Hektar Acker- und Waldfläche dauerhaft zerstört und versiegelt.
Es liegt nun in der Verantwortung der Anteilseigner, diesen Schaden zu begrenzen und Treibhausgas-Emissionen wirksam zu reduzieren. Wenn die Stadt Kassel ihr Ziel der Klimaneutralität bis 2035 glaubhaft verfolgen will, muss sie Emissionen prioritär dort einsparen, wo dies effektiv und sozialverträglich möglich ist. Freizeit- und Luxusflüge gehören zweifellos dazu.
Besorgniserregend ist zudem, dass zivilgesellschaftliches Engagement zunehmend unter Druck gerät. Proteste gegen den Kassel Airport bleiben bislang politisch unbeantwortet. Noch schwerwiegender: Das Unternehmen Piper Aviation drohte dem Aktivisten Jona Königes wegen öffentlicher Aussagen mit einer Klage. Dieses Vorgehen weist Merkmale sogenannter SLAPP-Klagen (Strategic Lawsuit Against Public Participation) auf – strategische Klagen gegen öffentliche Beteiligung. SLAPP-Klagen zielen nicht auf juristische Klärung, sondern auf die Abschreckung kritischer Stimmen durch persönliche und finanzielle Belastung uns bedrohen somit die Meinungsfreiheit und den demokratischen Diskurs.
2024 hat die EU eine „Anti-SLAPP-Richtlinie“ beschlossen. Jetzt ist die Bundesregierung gefordert, diese zügig und wirksam in nationales Recht umzusetzen und damit die demokratische Debattenkultur zu schützen.
Eine lebendige Demokratie braucht kritische Stimmen und eine engagierte Zivilgesellschaft!
Der Internationale Gerichtshof (IGH) stellt in einem aktuellen Gutachten fest, dass die globale Erderwärmung eine Verletzung grundlegender Menschenrechte darstellt. Daraus ergibt sich eine klare Verpflichtung für Staaten – und mittelbar auch für Städte –, den Ausstoß von Treibhausgasen signifikant zu reduzieren.
Klimakrise und soziale Ungleichheit sind also eng miteinander verwoben. Wer das erkennt, muss auch lokal Verantwortung übernehmen! Das Gutachten des IGH ist ein bedeutender Schritt für weltweite Klimagerechtigkeit und eine klare Ermutigung für alle, die sich vor Ort für eine lebenswerte Zukunft einsetzen. Auch hier in Kassel!
Greenpeace Kassel fordert:
Privatjets verbieten,
Kurzstreckenflüge verbieten (bei vernünftigen Alternativen),
Subventionen für den Flugverkehr streichen.





