No New Gas! Wattenmeer in Gefahr
Mit einem rund fünf Meter hohen, aufblasbaren Bohrturm, an dem ein Banner mit der Aufschrift “Wäre hier Gas, Scholz würde bohren” hängt, fordern Greenpeace-Aktive auf dem Kasseler Königsplatz den Stopp neuer Gasprojekte, die von der deutschen Bundesregierung in Meeresgebieten vor Borkum und Rügen, aber auch vor der Westküste Australiens vorangetrieben werden.
Warum ist Erdgas extrem klimaschädlich?
Die Klimschädlichkeit liegt in der chemischen Zusammensetzung: Erdgas besteht maßgeblich aus Methan (CH4). Methan ist 84x so schädlich wie CO2 in Bezug auf die Klimaerwärmung. Erdgas entweicht von der Bohrung über den Transport bis hin zur Übergabe an die Atmospähre. Zudem entstehen CO2-Emissionen bei der späteren Verbrennung zur Energiegewinnung.
In Hinblick auf flüssiges Gas, bezeichnet als Liquid Natural Gas (LNG), wird dieses in anderen Ländern auf anderen Kontinenten gewonnen, mit Schiffen über die Weltmeere transportiert (dazu ist eine sehr energieintensive Kompression des Erdgases auf -160 °C erforderlich) und im Zielland an sogenannte LNG-Terminals übergeben. Folglich wird der massive Bau neuer LNG-Terminals von der Gaslobby zum Greenwashing genutzt – nach dem Report „LNG-Wasserstoff-CCS“ sind diesbezüglich „die meisten Zukunftsversprechen nichts als Scheinlösungen“.
Mit der Aktion haben Greenpeace-Aktive in Kassel auf die Klimaschädlichkeit des Erdgases und den geplanten Großpprojekten aufgeklärt. Trotz vieler Themen, die sich aktuell auf unserer aller Leben auswirken und über die wir uns Gedanken machen, dürfen wir den Klimaschutz nicht vernachlässigen. Ein kleiner Schritt: Petitionen unterschreiben! Zum Beispiel Das Meer ist kein Industriegebiet.
Spannend: 6 Mythen zu LNG!
„Gasboom zerstört Klima und Artenvielfalt“
Dazu schreibt Greenpeace: „Ob verheerende Waldbrände in Griechenland und Kanada, sintflutartige Regenfälle in Italien und Bangladesh oder Korallenbleiche im Great Barrier Reef – während die katastrophalen Ausmaße der Klimakrise weltweit spürbar sind, setzt die Bundesregierung von Olaf Scholz weiterhin auf zerstörerisches, fossiles Erdgas. Der deutsche Gasboom befeuert jedoch nicht nur die Klimakrise, er gefährdet auch Wale und andere schützenswerte Tierarten und droht ganze Unterwasserwelten zu zerstören. Wir fordern keine neue Gasprojekte – weder in Deutschland noch anderswo!“
Im Detail handelt es sich um drei große Gasprojekte, die durch deutsche Konzerne und durch die Bundesregierung unterstützt werden, die Greenpeace in den Fokus stellt:
- Erschließung eines neuen Erdgasfeldes in der Nähe Borkums,
- Geplante Bohrungen und Pipelines an der westaustralischen Küste,
- Flüssiggasterminal vor Rügen.
Zu den drei Großprojekten, die sich negativ auf die Meesreslandschaft und -Tierwelt (u.a. Riffe, Korallen, Meeresboden, Robben, Schweinswale) auswirken und deren Planungen zum Tiel deutlich überdimensioniert sind, hat Greenpeace wissenschaftliche Studien in Auftrag gegeben. Diese machen deutlich, welche Schäden mit der Erschließung neuer Gasfelder durch Bohrungen, und dem Bau neuer LNG-Terminals in den betroffenen Meeresgebieten angerichtet werden können.
Was hat das alles mit Deutschland zu tun?
Die Konzerne RWE und Uniper (deutscher Staatskonzern) ermöglichen das Projekt des australischen Energieunternehmens Woodside überhaupt, in diese das dort geförderte Gas kaufen wollen.
Die Erschließung des neuen Erdgasfeldes vor Borkum in unmittelbarer Nähe zum UNESCO Weltnaturerbe Wattenmehr wird von des niederländischen Unternehmens ONE-Dyas geplant. Hier haben nach anfänglicher Verweigerung des Projektes mit Beginn des russischen Angriffkrieges auf die Ukraine wurde dem Projekt mittlerweile von sämtlichen niederländischen Behörden zugestimmt. Dabei ist die Gasmenge für den Bedarf Deutschlands vernachlässigbar klein (<1 % dt. Gasbedarf).
Den Ausbau von LNG-Terminals, darunter das überdimensionierte LNG-Terminal vor Rügen, wird von der Bundesregierung unterstützt. Stattdessen muss der Fokus auf dem Ausbau Erneuerbarer Energiequellen liegen.
Fazit: NEUE Gas-Projekte sind NICHT vereinbar mit den deutschen Klimaschutzzielen!
Zwischenzeitiger Erfolg – Borkum
„Nachdem die DUH, BI saubere Luft Ostfriesland und MOB am 25. April mit einer einstweiligen Verfügung einen ersten Teilerfolg erzielt haben, folgt nun der nächste: Die Rechtbank Den Haag hat am 28. September entschieden, dass One-Dyas vorerst bis Ende Januar [2024] nicht mit den Bohrarbeiten beginnen darf.“ Greenpeace konnte durch die durch Einbringung von Sachverständigen an die Seite der Klagenden einen Impact leisten.
Jedes neue Gasprojekt ist eines zu viel.
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