Umwelttag – Fleischkonsum
Schluss mit der Fleisch-Flut!
Darüber informierten Greenpeace, BUND, Albert-Schweitzer-Stiftung für unsere Mitwelt, VEBU, Menschen für Tierrechte e.V., Bürgerinitiative Chattengau gegen Massentierhaltung e.V., Die Grünen Kassel u.a. mit Infoständen auf dem Königsplatz in Kassel.
Die Fleischproduktion in Deutschland hat 2016 einen neuen Höchststand erreicht: 8,25 Millionen Tonnen – 4.500 Tonnen mehr als im vergangenen Jahr. Leidtragende sind Tiere, Umwelt und wir Menschen: Zu viel Gülle auf den Äckern belastet unser Grundwasser mit zu viel Nitrat, steigende Ammoniakbelastungen sorgen für schlechtere Luft und massenweise schädliche Gase führen zur weiteren Überhitzung des Klimas!
Jeder Deutsche verzehrt im Durchschnitt, Kinder und Vegetarier eingerechnet, jährlich rund 60 Kilogramm Fleisch – das sind 165 Gramm pro Tag. Dafür werden in deutschen Schlachthöfen jährlich etwa 3,7 Millionen Rinder, 59 Millionen Schweine und rund 630 Millionen Hühner und Puten geschlachtet. Doch so viel Fleisch kann sich die Menschheit weltweit nicht leisten. Auch wenn Fleisch so billig ist wie noch nie. Während ein Arbeiter 1950 noch 3,5 Stunden für ein Kilo Schweinefleisch arbeiten musste, reichen heute weniger als 45 Minuten.
Industrielle Massentierhaltung
Möglich gemacht hat dies die industrielle Massentierhaltung, Nebenwirkungen wie Gammelfleisch und Nikotin-Eier inklusive. Denn das Grundproblem bei der Fleischproduktion liegt bereits im ungünstigen Verhältnis von Aufwand und Nutzen: Um ein Kilogramm Schweinefleisch zu erhalten, müssen fünf Kilogramm Viehfutter produziert werden.
Die dafür benötigte landwirtschaftliche Fläche schlägt also gleich doppelt zu Buche. Da der Fleischkonsum weltweit steigt, werden Jahr für Jahr riesige Flächen Wald gerodet, um beispielsweise die eiweißreiche Sojabohne anzubauen. So weichen jedes Jahr artenreiche Wälder Mais und Sojaäckern, um darauf Viehfutter statt Lebensmittel anzupflanzen und das wirkt sich verheerend auf die Welternährungssituation aus.
Auswirkungen auf Nahrungsverteilung
Gemessen an der weltweiten landwirtschaftlichen Fläche werden unglaubliche 80 Prozent für die Viehproduktion und den Futtermittelanbau – hauptsächlich in südlichen Ländern – verwendet. Dabei machen tierische Lebensmittel nicht einmal 20 Prozent der weltweiten Nahrungsenergieversorgung aus. Ein Drittel der weltweiten Getreideernte verschwindet im Tiermagen. Die Flächen, auf denen Tierfutter wie Getreide, Mais und Soja angebaut wird, könnten um ein Vielfaches effizienter für die menschliche Ernährung in Form von Pflanzen verwendet werden.
Prominentestes Beispiel: Brasilien. In den letzten sieben Jahren hat sich die Sojaproduktion dort fast verdoppelt. In der Mehrzahl sind es verbrecherische Großgrundbesitzer, die in Brasilien insgesamt rund 50 Millionen Tonnen Sojabohnen produzieren, die dann in den Futtertrögen der Masttiere in Europa landen oder direkt im Land zu Fleisch „veredelt“ werden.
Katastrophale Klimabilanz durch hohe CO2-Emissionen
Die weltweite Tierhaltung gehört mit rund 20 Prozent der Treibhausgasemissionen zu den wichtigsten Verursachern der globalen Erwärmung. Dazu gehören sowohl direkte Emissionen wie z.B. aus dem Magen freigesetztes Methan bei Rindern, vor allem aber Emissionen bei der Futtererzeugung inklusive Abholzungen zur Landumwandlung.
Vor allem Wiederkäuer haben einen extrem hohen CO2-Ausstoß: Pro Kilo Rindfleisch werden umgerechnet 13,3 Kilo CO2 freigesetzt. Zum Vergleich: Die gleiche Menge Mischbrot produziert 0,75 Kilo CO2, Äpfel 0,5 Kilo CO2, und Tomaten 0,2 Kilo CO2.
Bio-Lebensmittel – eine sichere Alternative
Durch den Umgang mit unseren Lebensmitteln können wir also viel verändern. Die Auswirkungen der Produktion von Lebensmitteln auf das weltweite Klima hängen von der Produktionsart, von der Jahreszeit, vom Transport und der Verpackung ab. Bunte Verpackungen mit grünen Wiesen und glücklichen Kühen versprechen Verbrauchern Produkte aus einer naturnahen Landwirtschaft. Doch der Schein trügt sehr oft. Bio-Lebensmittel sind eine sichere und für die Umwelt bessere Alternative.
Bio ist cool fürs Klima, denn der Biolandbau verzichtet konsequent auf den Einsatz von energieintensiven Kunstdüngern und giftigen Pestiziden. So lassen sich mit einem Bio-Menü bis zu 40 Prozent der CO2-Emissionen, die bei der Lebensmittelproduktion entstehen, einsparen!
Mit dem „Kursbuch Agrarwende 2050“ legt Greenpeace einen Plan vor, wie die Landwirtschaft in Deutschland sich entwickeln kann und muss, um zukunftssicher zu sein und die Umwelt nicht zu belasten.
Eine Hinwendung zu ökologisierter konventioneller Landwirtschaft und einen Ökolandbau-Anteil von 30 Prozent bis 2050 sind möglich. Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau hat im Auftrag von Greenpeace erarbeitet, welche Ziele in den nächsten Jahrzehnten erreicht werden können und welche Maßnahmen dafür nötig sind:
- Im Kampf gegen den Klimawandel muss die Landwirtschaft ihre Treibhausgasemissionen senken, bis 2050 sollen sie durch weniger Düngung und Viehhaltung halbiert werden.
- Die biologische Vielfalt, die unter Monokulturen und Pestiziden leidet, soll sich durch nachhaltigere Flächennutzung wieder erholen.
- Wasser- und bodenbelastende Stoffe wie Stickstoff und Phosphor befänden sich in geschlossenen Kreisläufen, sodass u. a. die Nitratbelastung der Gewässer sinkt.
- Beim Tierwohl wird angestrebt, bis 2050 alle Tiere artgerecht zu halten. Dafür soll es Verbote von kritischen Haltungsformen und eine TÜV-Prüfung für Ställe geben. Außerdem wird der Import von Kraftfutter (zum Beispiel aus südamerikanischer Soja) durch ausschließlich europäische und heimische Produktion abgelöst werden.
- Schließlich ist auch die Verringerung des Fleischkonsums in Deutschland eine entscheidende Maßnahme. Zur Zeit sieht es nämlich so aus: Ein durchschnittlicher Deutsche verspeist in seinem Leben über 1.000 Tiere! Dies stellt der Fleischatlas 2013 dar, pro Jahr sind es der Agrarwende-Studie zufolge durchschnittlich 60 Kilogramm Fleisch pro Kopf. Bis 2050 kann diese Menge durch Ernährungsumstellung halbiert werden.
Weniger Fleischkonsum, weniger Lebensmittelverschwendung, weniger Fleischproduktion, artgerechte Tierhaltung, nachhaltigere Flächennutzung und weniger Agrochemie sind also die zentralen Koordinaten, an der die deutsche und europäische Landwirtschaftsentwicklung ausgerichtet werden muss, um damit den Kurs auf eine Agrarwende bis 2050 einzuschlagen.